wenn man ans andere ende der welt zieht, muss man natürlich gebührend abschied nehmen. und das hab ich getan in den letzten zwei monaten - ausführlich und in aller länge.
zuerst von meiner lieben mitbewohnerin, die schon vor mir und an ein noch etwas weiteres ende der welt nach down under gezogen ist.
dann von meiner tollen wohnung in brüssel, um in eine neue, nicht weniger tolle wohnung einzuziehen.
dann erstmal urlaub, währenddessen ich abschied genommen habe von vielen "europäischen" vorstellungen, insbesondere was die soziale hängematte und alle damit verbundenen annehmlichkeiten und sicherheiten angeht.
dann - im ersten heimaturlaub und auf diversen ausflugswochenenden - erst von der alpenländischen umgebung (in erster linie salzburg), und dann auch noch gleich von einem teil meiner jugend (nein - ich werde so schnell nicht mehr zum frequency oder irgendeinem ähnlich gearteten festival fahren).
dann - nicht ohne diese super möglichkeit nochmal richtig auszunutzen - von der vorstellung, übers wochenende "mal kurz" an den lago zu jetten. bei einer sonntagmorgenlichen meditation am steg in bardolino musste ich mich kurz aber ernsthaft fragen, wie ich auf die idee komme, dass es irgendwo anders noch schöner sein könnte als hier, und die rückfahrt am wunderbar-idyllischen seeufer entlang war von dementsprechend vielen seufzern aus schwerem herzen begleitet.
dann eben von münchen: bei kaiserwetter kurz bevor die wiesn losgeht nachmittags über den viktualienmarkt durch die innenstadt vorbei am dom und theatinerkirche bis hin zum stachus. in der gewissheit: münchen ist und bleibt für mich die schönste stadt der welt.
dann von meiner wahlheimat brüssel und vielen liebgewonnenen freunden mit einer party, die bezeichnend für die letzten 2 1/2 jahre und mein leben dort war. mit tränen in den augen und doch in der gewissheit, dass es richtig, wichtig und gut ist, diese stadt (nochmal) zu verlassen und dem leben in saus und braus und sodom und gomorrha mal den rücken zu kehren.
dann - überraschend und ungeplant - von einem langen leben und lieben grossvater, mit dem ganzen chaos und schmerz, der dazu gehört, wenn ein langjähriges und autoritäres familienoberhaupt diese welt verlässt und sich alle versammeln um den - zwar lang angekündigten, aber immer noch abrupten - abschied zu verarbeiten.
dann auch von der hauptstadt, die mir als bayer zwar immer ein bisschen fremd bleiben wird, aber durchaus ihren charm hat und die ich mir für die zukunft unbedingt "warmhalten" will. verbunden mit dem ersten "richtigen" abschied - für viel zu lange und viel zu weit weg - mitten am flughafen und mit so viel gefühlen, dass man schrecklich traurig ist und doch weiss, dass alles gut werden wird und so ein gefühl von abschied eben auch dazu gehört.
und dann eben von meiner heimatstadt münchen, meinem alten leben hier, das eigentlich schon fast nicht mehr zu mir gehört - bis auf die freunde, mit denen sich (hoffentlich) nie etwas am substanziellen miteinander ändern wird, die ihre flüge für den besuch schon gebucht haben, bevor ich überhaupt wusste, wann es bei mir richtig losgeht und bei denen ich weiss, dass sie auch für mich da sind und sich für mein leben interessieren, wenn es tausende von kilometern entfernt stattfindet.
und morgen dann mal wieder endgültig oder zumindest für lange zeit von meiner heimat, von allem was ich kenne und schätze (wenn auch noch nicht genug, um mich hier zu halten).
und nächste woche dann noch von meinem europa, um aufzubrechen und viel neues zu erleben, am anderen ende der welt, in singapore eben.