Der Tag heute ist ganz schoen zerrissen und vor lauter Meetings vor und zurueck ist man leider selten ganz bei der Sache. Fruehmorgens gehts los, diesmal mit Rauhreif auf den Baeumen und dickem Nebel, fast sieht man die Strasse nicht. Riesenschlange an der Registrierung, man merkt, dass mehr und mehr Leute fuer die zweite Woche anreisen. Ich will zu einem Side-Event zu REDD, weil das ein Thema fuer unseren naechsten Roundtable ist. Leider ist der Raum so voll, das man nur gequetscht stehen kann und ausserdem sind die Praesentationen zu Case Studies in Suedamerika und Afrika - nicht meine Baustelle.
Also such ich mir einen anderen Event aus dem Programm und lande schliesslich mal wieder im EU Pavillion bei Climate Crunch. Hier sind die NGO-Vertreter und Aktivisten aus dem globalen Sueden und machen teilweise sehr deutlich ihrem Frust ueber die Industriestaaten und ihre leeren Versprechungen, die meist auch noch von Eigennutz gepraegt sind, deutlich. Geworben wird intensiv fuer eine globale oeffentliche Kampagne um in Kopenhagen naechstes Jahr einen sozial gerechten Deal zu erzielen. Der Kampf gegen den Klimawandel sei mehr und mehr ein Thema fuer die Entwicklungszusammenarbeit und nicht mehr auf den Umweltschutz beschraenkt. Gleichzeitig wird immer mehr Geld vom Entwicklungshilfe-Budget abgezogen und fuer Klimawandel-Massnahmen eingesetzt. Die (berechtigte) Kritik lautet: Wenn die Wallstreet ueber Nacht mit Milliarden-Paketen gerettet werden kann, wieso soll es dann nicht möglich sein, das gleiche im Kampf gegen den Klimawandel und die Rettung der Erde zu tun? Gute Frage. Naechste Frage. Soviel Idealismus ist sicherlich bewundernswert, allerdings darf man auch an der Umsetzbarkeit von solch radikalen Ideen in einem globalen Forum wie der UNFCCC zweifeln.
Zum Mittagessen sind wir mit dem Rektor der AMU verabredet. Zunaechst duerfen wir einen Blick in die wunderschöne Aula der Uni werfen und kurz auch den Veranstaltungssaal sehen. Dort wird eifrig geprobt, denn naechste Woche wird Al Gore hier erwartet um die Ehrendoktorwuerde verliehen zu bekommen. Das Mittagessen ist reichlich und endlich haben wir auch mal die Gelegenheit, typisch polnische Küche zu probieren. Dann geht es im trüben Regenwetter wieder zurueck zum Konferenzzentrum und dort zum naechsten Side-Event. Ich entscheide mich fuer eine Praesentation der DG Research, leider kann ich nicht bis zum Ende bleiben, da wir schon wieder zum naechsten Meeting verabredet sind. Vor lauter hin und her Gelaufe bleibt einfach keine Zeit, sich einem Thema wirklich zu widmen, das ist schon ein bisschen schade. Aber muss wohl so sein. Heute abend gibt es noch eine Podiumsdiskussion im Rahmen des IGES-Special-Events Day, meine Kollegin spricht zu "Civil Society Activities to tackle Climate Change" und ich habe keine Lust, noch mehr hin und her zu laufen und bleibe deshalb auch da, bevor es spaeter dann in die "Stadt" geht um den wohl verdienten Feierabend zu geniessen.