01 Juni 2009

update: China. 15. bis 18. Maerz

Dienstreise im Maerz. China steht auf dem Programm, genauer gesagt Kunming in der Provinz Yunnan im Suedwesten der Volksrepublik. Visa-Beantragung hatte mit der Unterstuetzung des Reisebuero schon gut geklappt und so ist jetzt eine Seite meines Passes mit lustigen chinesischen Schriftzeichen versehen. Der Nachtflug mit umsteigen fuehrt ueber eine der vielen Provinzhauptstaedte, deren Namen ich inzwischen vergessen habe. Kunming erreiche ich am Vormittag und schaffe es mit Hilfe eines freundlichen Mitreisenden, der ein paar Worte Englisch spricht und dem aeusserst hilfreichen Plan mit einer Wegbeschreibung auf Chinesisch, mit dem Taxi zum Hotel zu fahren. Dort westlicher Standard, Marmor im Badezimmer, Mega-Bett mit ungefaehr 10 Kissen, alles vorhanden. Nach der Reise quer durch die Nacht muss ich mich erstmal hinlegen und habe dann Zeit, mir ein bisschen was von der Stadt anzuschauen.

Nicht weit vom Hotel ist ein bekannter Park mit Teichen, Pagoden und allerlei Freizeitangeboten, oder das, was die Einheimischen darunter verstehen. Es ist angenehm warm, nicht heiss und die Luft ist trocken. Kunming liegt auf ca. 1800 Metern, das heisst, es kann auch mal kalt werden, aber ich habe einen der vielen sonnigen Tage erwischt und mische mich unter die Leute. An jeder Ecke pfeift, trompetet oder schrummt es vor sich hin - der Park scheint von vielen fuer Musikuebungen genutzt zu werden. Ich komme auch an einer Saengerin vorbei, die auf Anweisung ihres Lehrers versucht die Tonleitern auf und ab zu singen. Laut ist es. Schoen nur bedingt.

Mahjong scheint vor allem bei der aelteren Generation beliebt zu sein. In dreier und vierer Grueppchen sitzen die Alten unter Sonnenschirmen, manchmal belagert von vielen Neugierigen mit guten Ratschlaegen, und froenen ihrem Hobby. Der Park ist schoen angelegt, es gibt ueberall Baenke und Sitzmoeglichkeiten. So manch einer verbringt seine Mittagspause hier und macht auch gerne mal eben ein Schlaefchen.

Spaeter am Nachmittag kommen die Sportler. Alle moeglichen und unmoeglichen Gruppen gibt es, die einen wedeln mit bunten Tuechern und trommeln im Takt vor sich hin, die anderen ueben wohl Volkstaenze und manche versuchen sich auch an etwas, das ein bisschen aussieht wie Freestyle-Aerobic. Spannend, was es da so alles gibt. Und Hauptsache, es ist Musik mit dabei, am besten mit Verstaerker. Das scheppert zwar meistens ganz schoen, aber macht wohl auch doppelt so viel Spass.

Mitmachen kann eigentlich jeder, zuschauen auch. Und wer hungrig ist, kann sich bei einem der vielen mobilen Essensstaende was leckeres holen. Von den Sachen, die im Angebot sind, kann ich nur Ananas und geroestete Erdnuesse erkennen, trotzdem verzichte ich lieber mal darauf. Die Erdnussfrau hat ihre kleine Tochter dabei, die in bunten folkloristischen Kleidern am liebsten bei der Frauentanzgruppe mitmachen will. Leider scheint der Erdnussverkauf nicht von den Behoerden autorisiert zu sein, denn der ploetzlich aufgetauchte Polizist eskortiert die Erdnussfrau nach kurzer Diskussion aus dem Park. Leider kann ich von der Konversation nix verstehen, aber es sieht so aus, als kennen sich die beiden schon. Also marschieren sie eintraechtig nebeneinander her, der Polizist hilft ihr sogar noch den Wagen zu schieben. Wohl alles halb so wild.

Nach dem Park gehts noch auf eine kurze Shopping-Tour durch den neuen Teil der Stadt. Ueberall glitzernde Fassaden, neu gebaute Einkaufszentren und Laeden, die man in jedem anderen Teil der Welt auch findet. Und auch in China holen Eltern ihre Kinder von der Schule ab. Und zwar am besten mit dem Roller, die gibt es hier in allen Farben und Formen. Und Fahrraeder. Die Stadt versucht Fahrradfahren zu foerdern und das scheint auch gut zu klappen. Die Strassen sind voll mit Menschen auf Drahteseln. Wegen der Luftverschmutzung tragen viele einen Mundschutz und auch Kopfbedeckungen sind gross in Mode - am besten Kappis mit Riesen-Plastik-Schirm, der quasi als Helmersatz dienen kann.

Was auffaellt, ist, dass es keine Voegel gibt und so gut wie keine Insekten. Kein Vogel zwitschert, keine Fliege summt, keine Kaefer oder Ameisen krabbeln. Nach dem Ueberfluss an Insekten in Singapore finde ich das nicht soo schlimm, aber so gar keine Voegel in einer Stadt zu sehen oder hoeren ist schon komisch. Was wohl der Grund dafuer ist? Man weiss es nicht.

Die restlichen Tage gehen schnell vorbei, immerhin bin ich ja fuer eine Konferenz hier, da bleibt zum Sightseeing und Stadt erkunden nicht so viel Zeit. Und dann muss ich ja auch rechtzeitig zum Wiedersehen zurueck in Singapore sein. Also mache ich mich nach knapp 3 Tagen und ein paar Eindruecken reicher auf den Heimweg. Trotz Verspaetung und wieder umsteigen - diesmal in Kuala Lumpur - erreiche ich meine Maschine und komme gluecklich in den Tropen an.